Im Dezember 2018 eröffnete in Wetzlar das neue Optikzentrum (OZ). Professor Markus Degünther wurde für die Stiftungsprofessur „Optik und optische Technologien“ an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) berufen und arbeitet derzeit am weiteren Aufbau des Optikzentrums.

W3 Connect: Professor Degünther, wofür steht das Optikzentrum?
MD: Das Optikzentrum bündelt Kompetenzen: Gemeinsam bearbeiten unterschiedliche Arbeitsgruppen und Studenten anwendungsbezogene Fragestellungen aus dem Gebiet der Optik und der optischen Technologien im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Anwendungsbezogen meint, dass daraus immer reelle Produkte entstehen sollen – ob ein Gerät, ein innovativer Prozess oder eine neue Methode. Das Arbeitsspektrum des Optikzentrums reicht von öffentlich geförderten Projekten bis hin zur reinen Auftragsforschung für Unternehmen. Es verfügt über Büros, einen Hörsaal und einen Konferenzraum. Außerdem wird gerade ein Optiklabor eingerichtet. Den Mitarbeiterstab bauen wir ebenfalls gerade auf. Als Einrichtung der THM, ist eine wesentliche Aufgabe des Optikzentrums die Lehre. Studierende profitieren durch die Ausbildung und gewinnen Kompetenzen in der Optik.

W3 Connect: Wie wird die Ausbildung genau aussehen?
MD: Die Umsetzung befindet sich derzeit noch in der Planung. Nach Durchlaufen des Akkreditierungsprozesses soll es einen eigenen Studiengang geben: „Master of Optical System Engineering“. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Optiksystemgedanken. Dieser vermittelt, wie optische Systeme funktionieren und wie man diese bauen kann – von der Generierung des Lichtphotons, bis zu dessen Absorption und eventuell nachgeschalteter Informationsverarbeitung.
W3 Connect: Das heißt, die Ausbildung ist praxisnah?
MD: Ja, Studierende lernen, Aufgaben anzugehen, die für Betriebe der optischen Technologie typische sind. Dies hilft beim Einstieg in das Berufsleben. Die Einarbeitungszeit wird reduziert, der Mitarbeiter ist schneller produktiv und die betriebsinternen Ansprechpartner sind kürzer an ihre Mentorentätigkeit gebunden. Das Ausbildungsangebot beschränkt sich aber nicht allein auf Studierende: Das Optikzentrum bietet auch Möglichkeiten zur beruflichen Weiterqualifizierung.
W3 Connect: Wie sieht das Angebot für Weiterbildungen genau aus?
MD: Weiterbildungen können z.B. in Form von Blockveranstaltungen oder Summer Schools stattfinden. Die Kursinhalte sind dabei zunächst festgelegt. Dozenten können diese dennoch in einem gewissen Maß mit den Kursteilnehmern abstimmen.
W3 Connect: Wie würden Sie den organisatorischen Aufbau des Optikzentrums beschreiben?
MD: Das Optikzentrum fußt auf drei Säulen: Lehre, Forschungsprojekte und Innovation. Die erste Säule befasst sich mit der Ausbildung der Studierenden. Das beinhaltet auch Abschlussarbeiten in Forschungs- und Innovationsprojekten. Die zweite Säule „Forschungsprojekte“ umfasst zielgerichtete Projektarbeiten. Hier werden also Projekte initiiert, akquiriert und bearbeitet. „Innovation“ als dritte Säule meint Projekte, die zum Beispiel auch von Megatrends inspiriert werden – wie alternde Gesellschaft, Entwicklungen in der Mobilität oder moderne Kommunikation. Ziel ist es, später ein innovatives Produkt auf den Markt zu bringen.
W3 Connect: Bearbeiten auch Mitarbeiter des Optikzentrums Forschungsprojekte?
MD: Soweit wie möglich werden Projekte von Studierenden bearbeitet. Der Erfolg des Projekts steht aber im Vordergrund. Daher können auch Mitarbeiter Aufgaben übernehmen, wenn sie nicht zur Weiterbildung der Studierenden beitragen. Neben Projekten, die ausschließlich der Auftragsforschung von Unternehmen gewidmet sind arbeitet das Optikzentrum auch an öffentlich geförderten Projekten. Auch das geschieht überwiegend in Kooperation mit Unternehmen.
W3 Connect: Das Optikzentrum vernetzt also Studierende mit Unternehmen – und Unternehmen untereinander?
MD: Es geht um beides. Die Vernetzung von Studierenden und Unternehmen ist für beide Seiten von Interesse: Im Hinblick auf einen Arbeitsplatz bzw. auf qualifizierten Nachwuchs. Studierende und Unternehmen können sich schon beim Schreiben von Abschlussarbeiten kennenlernen.
In der Region Mittelhessen gibt es außerdem viele Unternehmen, die in ihren Geschäftsfeldern Weltklasse sind. Die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Firmen sind nach meinem Eindruck bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
W3 Connect: Wie wird das neue Optikzentrum angenommen?
MD: Die Wahrnehmung der Öffentlichkeit ist weitgehend positiv. Allerdings ist das Optikzentrum für viele offenbar noch etwas Abstraktes. Deshalb ist es wichtig, seine Rolle und Aufgaben weiter vorzustellen. Darüber hinaus müssen wir jetzt starten, beantragte Projekte zu finanzieren und zu bearbeiten. Anhand von erzielten Ergebnissen kann das Optikzentrum zeigen was es kann.