Digitale Schulungen, 3D-Verkaufshilfen, Wartungsarbeiten ohne Fachkräfte; Augmented Reality macht das möglich und wird in diversen Industriezweigen bereits erfolgreich eingesetzt.

Erweiterte Realität oder Augmented Reality (AR) holt komplexe dreidimensionale Objekte in die Wirklichkeit. Die computergestützte Erweiterung der Realität bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten: Ingenieure sehen die Abbildung ganzer Maschinen oder einzelner Bestandteile und Kunden besuchen virtuelle Showrooms: die reale Welt verschmilzt mit den digitalen Bildern.
ThyssenKrupp stellt maßgefertigte Treppenlifte her. Durch AR liefert das Unternehmen die Lifte nun viermal so schnell bei seinen Kunden aus. Mit einer speziellen AR-Brille vermisst ein Mitarbeiter die Treppe beim Kunden mit wenigen Handgriffen. Die Software berücksichtigt sogar Hindernisse, die die Installation des Liftes erschweren könnten. Zusätzlich zeigt AR dem potenziellen Käufer bereits vor Ort, wie sein Treppenlift in der hauseigenen Umgebung aussehen wird. So fällt die Entscheidung für Stuhl, Schienen und Polsterung leichter.
Wartungsarbeiten ohne Spezialisten – mit digitaler Anleitung
Müssen Maschinen gewartet oder repariert werden, ist meist der Einsatz eines Spezialisten nötig. Das ist kostspielig und führt gegebenenfalls zum Stillstand der Maschine. In manchen Unternehmen fällt dann die gesamte Produktion zeitweilig aus. AR führt auch ungeschulte Mitarbeiter Schritt für Schritt durch den Prozess. Der Mitarbeiter sieht dabei, wie bei Virtual Reality, mit Hilfe einer Brille, eines Smartphones oder Tablets eingeblendete Hinweise, Menüs oder Anweisungen. Die computergenerierten Bilder werden einfach auf das Objekt, z.B. eine Maschine projiziert. Hierbei können die Teile farblich markiert werden, um Verwechslungen auszuschließen. Kommt man ohne die Hilfe eines Spezialisten trotzdem nicht aus, ist eine Live-Unterstützung möglich: Das Bild der Brille wird hierfür an den Spezialisten übertragen. Dieser weist den Techniker an. Betriebe benötigen so weniger Fachkräfte vor Ort und sparen Ressourcen ein.
Auch in der Logistikbranche findet AR bei der Warenlagerung und -distribution Einsatz. Mitarbeiter rufen – mit einer AR-Brille anstelle eines Klemmbretts gewappnet –Informationen ab und haben so die Hände frei. Sie finden optimale Laufwege oder suchen Warenpositionen heraus. Vorgesetzte senden neue Arbeitsanweisungen in Echtzeit an ihre Mitarbeiter, ohne anwesend zu sein. Sowohl in der Industrie, als auch im privaten Bereich von großer Bedeutung ist das Thema Mobility bzw. Transport. Das Unternehmen Wayray arbeitet mit AR-basierter Navigation. Das System, in das unter anderem bereits Porsche und Hyundai investieren, zeigt verschiedenste Informationen, die beim Fahren holographisch in die reale Umgebung eingeblendet werden: von Warnhinweisen über die Wettervorhersage bis hin zu Parkmöglichkeiten. Vor allem für Lieferanten oder Fernfahrer birgt die Technik großes Potenzial. Und das System ist nicht an Land gebunden: Es funktioniert auch auf dem Wasser.

Der Ausbildungsmarkt bietet spezielle Fortbildungen für AR- Anwendungen. Um die Einsatzgebiete für AR zu erweitern, muss die Anwendungsentwicklung zusätzlich erleichtert werden. Aktuelle Brillenmodelle sind überdies noch nicht ganz ausgereift. Sie überhitzen, oder sind bei längerem Tragen unkomfortabel. Auch die teils hohen Preise können sich bisher hauptsächlich große Unternehmen leisten. Dennoch: Das Potenzial ist groß. Es bleibt abzuwarten, welche Wege die Industrie noch erschließen wird.